Gleich gute Nachricht: es ist behandelbar, und zwar oft relativ einfach und schnell. Am besten behandelbar sind *typische* postoperative Lymphleckagen. Wesentlich schwieriger zu behandeln sind angeborene und komplexe Erkrankungen wie z.B. die Proteinverlust-Enteropathie (= Protein-losing entheropathy, oft kurz PLE genannt), bestimmte lymphatische Fehlbildungen oder High Output Leckagen (mehr als 1 Liter pro Tag). Jede Behandlung beginnt mit der richtigen Diagnose durch eine angemessene Diagnostik. Sobald das Problem richtig diagnostiziert ist, kann die Behandlungsstrategie geplant werden.
Die häufigste Behandlungsmöglichkeit ist die Durchführung einer Lymphographie mit Lipiodol: Damit kann das Problem sowohl diagnostiziert als auch behandelt werden. Der Grund dafür sind die Eigenschaften von Lipiodol: Das Medikament enthält Jod, was es ermöglicht, die Lymphgefäße mittels Röntgenstrahlen darzustellen. Zum anderen bremst Lipiodol dank seiner Viskosität (zähe Flüssigkeit, analog zu Öl) hydrodynamisch den Fluss der Lymphe durch das Lymphgefäß. Außerdem sammelt sich Lipiodol an der Stelle, an der das Lymphgefäß nach einer Verletzung (z. B. nach einer Operation oder einem Trauma) undicht ist, und führt zu einer fokalen Entzündung, die man nicht spürt und die nach einer gewissen Zeit (in der Regel 2 Wochen) zu einer Narbenbildung und damit zu einer Abdichtung der verletzten Stelle im Gefäß führt.
Die beiden besten Methoden, das Medikament in die Lymphgefäße zu bringen, sind die pedale Lymphographie (direkt über die Lymphgefäße am Fuß) und die nodale Lymphographie (direkt über die Lymphknoten im Körper). Jede Methode hat ihre eigenen Indikationen und Besonderheiten, die im Folgenden anhand von Beispielen näher erläutert werden.
Die pedale Lymphographie wird unter örtlicher Betäubung im Liegen durchgeführt. Es handelt sich um eine einfache und sehr wirkungsvolle Therapie aller möglichen Lymphlecks, vor allem zwischen Fuß und Leiste. Da die Lymphgefäße farblos sind, müssen sie zunächst sichtbar gemacht werden, indem ein ungefährlicher Farbstoff (Patentblau) in die Haut zwischen den Zehen gespritzt wird. Der blaue Farbstoff wird von der Lymphe aufgenommen, so dass die Gefäße sichtbar werden (Bild 1). Nach ausreichender örtlicher Betäubung wird das Gefäß freigelegt (Bild 2.) und das Medikament in das Gefäß gespritzt. Am Ende des Eingriffs wird die Wunde vernäht und mit einem Pflaster versorgt (Bild 3., 3 Wochen nach dem Eingriff und Fadenzug).